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AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 -
Beitrag vom 11.05.2024
Der AVIVA-Kulturkalender - Kunst + Kultur in Berlin
AVIVA-Redaktion
Die AVIVA-Auswahl zu Ausstellungen und Vernisssagen von etablierten, noch unbekannten und unentdeckten oder zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Künstlerinnen in und um Berlin.
Liebe Leser*innen, diese Seite wird regelmäßig aktualisiert, es lohnt sich also, öfter vorbeizuschauen! Zur Info - die Termine sind chronologisch nach dem Beginndatum der jeweiligen Ausstellung geordnet, scrollt/scrollen Sie daher am besten durch diese Seite um zu einem bestimmten Datum zu gelangen.
Ihre/eure AVIVA-Berlinerinnen
6. Oktober 2023 – 6. Oktober 2024Läuft. Die Ausstellung zur MenstruationEtwa 2 Milliarden Menschen auf der Welt menstruieren. Über 1,5 Milliarden weitere Menschen hatten ihre Periode oder werden sie bekommen. Trotzdem gilt die Menstruation nach wie vor als Tabu-Thema. Die Ausstellung entfaltet über persönliche und museale Objekte, Interviews, Musik, Film und Kunst die Diskurse und Debatten der letzten Jahrzehnte, zeichnet die Entwicklung der Menstruationsprodukte vom späten 19. Jahrhundert bis heute nach und gibt Stimmen von Menstruierenden Raum.
Das Museum Europäischer Kulturen (MEK) präsentiert mit "Läuft. Die Ausstellung zur Menstruation" eine Geschichte des Pragmatismus und der Utopien, des Erfindungsreichtums und Aktivismus. Dafür versammelt die Ausstellung rund 100 historische und brandneue Menstruationsartikel sowie Werbeanzeigen. Schaubilder, Interviews und Hands-On-Stationen vermitteln den aktuellen Wissensstand. Mit knapp 200 Alltagsgegenständen, Fotos, Grafiken, Zeitungsartikeln und Social-Media-Posts unter Hashtags wie #periodpositivity und #menstruationmatters fächert die Ausstellung die Diskurse auf, die Menstruierende seit Jahrzehnten begleiten: Es geht um Themen wie Leistung, Periodenarmut, Müll, "Normalität", Naturverbundenheit oder Stimmung.
Im Zentrum stehen die Erfahrungen und Stimmen von Menstruierenden selbst. Zahlreiche Film- und Musikausschnitte sowie Kunstwerke runden die Ausstellung ab. Inhaltliche Schwerpunkte bilden die vier Themenbereiche "Geschichte der Unterwäsche und der Menstruationsprodukte", "Aufklärung und aktuelles Wissen", "Diskurse rund um die Menstruation" sowie "Popkultur und Kunst".
Der Themenbereich "Geschichte der Unterwäsche und der Menstruationsprodukte" behandelt die Entwicklung und Vermarktung speziell konzipierter Menstruationsprodukte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Für alle heute verfügbaren Menstruationsartikel gab es bereits vor 100 Jahren Vorläufer; zugleich blieben DIY(Do It Yourself)-Lösungen bis in das späte 20. Jahrhundert weit verbreitet. Ein "Fotostudio" ermöglicht es Besucher*innen, Modelle historischer "Wäsche für besondere Tage" anzuprobieren und so am eigenen Körper zu erfahren, was sich über Jahrzehnte verändert hat.
Der Themenbereich "Aufklärung und aktuelles Wissen" enthält grundlegende Informationen zum Zyklus und zur Menstruation. Anhand von Schaubildern, Exponaten und Expert*innen-Interviews werden der aktuelle Wissenstand abgebildet, offene Fragen thematisiert und widerlegte Theorien thematisiert.
Im dritten Themenbereich "Diskurse rund um die Menstruation" lotet die Ausstellung das diskursive Feld aus, das seit dem späten 19. Jahrhundert den Rahmen für das Sprechen über Menstruation bildet. Zusammengefasst werden die fortwährende Neuaushandlung und Neubewertung von Menstruation unter vier großen "Anforderungen", die seit Jahrzehnten in unterschiedlicher Form an Menstruierende gestellt werden: "Mach das (nicht)!", "So sollst du sein!", "Ich blute, also bin ich?" und "Es muss sich was ändern!". Zahlreiche Exponate, riesige Banner mit Werbeanzeigen und Fotos sowie Fundstücke aus Presse und Social Media veranschaulichen die einzelnen Themen eindrücklich.
Der Themenbereich "Popkultur und Kunst" erörtert den Beitrag von Musik, Comedy, Kunst und Film zur öffentlichen Verhandlung von Menstruation. Die Ausstellungsinhalte werden auch durch zahlreiche Hands-on-Stationen interaktiv vermittelt.
Die partizipative Ausrichtung soll Besucher*innen multi-perspektivische und sensomotorische Zugänge zum Thema ermöglichen. Besondere Angebote gibt es für Schulklassen und Lehrkräfte.
Kuratorinnen-Führungen bieten am vierten Sonntag des Monats (Sommerpause: Juli und August 2024) weitere Einblicke in die Ausstellung (15 Uhr). Führungen für Teenies und Erwachsene gibt es ab November 2023 alle 2 Monate, jeweils am zweiten Samstag im Monat (15 Uhr). Ab Februar 2024 lädt das MEK zu drei Thementagen ein: Am 25. Februar 2024 geht es um Menstruationsprodukte, am 26. Mai 2024 anlässlich des Weltmenstruationstags um Dinge, die sich ändern müssen, und zum Abschluss der Ausstellung am 22. September 2024 um das, was bleibt oder in Zukunft noch kommen wird. Jeder dieser Tage bietet ein umfassendes Programm mit Talks mit geladenen Gästen, Möglichkeiten des Austauschs, Workshops und Filmvorführungen.
Veranstaltungsort: Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25, 14195 Berlin-Dahlem
Öffnungszeiten: Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
www.smb.museum/ausstellungen/detail/laeuft-die-ausstellung-zur-menstruation23. Februar bis 20. Mai 2024Vom Faden zur Form
Sofie Dawos Textilkunst zwischen ZERO und KonkretionDas Material und seine gestalterischen Möglichkeiten waren die Ausgangspunkte für Sofie Dawos textile Arbeiten seit den 1960er-Jahren. Mit ihren Werken setzte sie neue Impulse in der Textilkunst und trug damit wesentlich zu deren Anerkennung als eigenständige Kunstform bei. Die Lösung vom bildhaften Wandbehang, dessen plastisches Ausgreifen in den Raum durch neue Bearbeitungsmethoden, die unermüdliche und unvoreingenommene Materialprüfung sowie ein grundlegendes Verständnis des textilen Werks als autonomes Objekt sind für ihr künstlerisches Vorgehen zentral.
Damit zeigt Dawos Werk deutliche Bezüge zur Konkreten Kunst und zur Künstler*innenbewegung ZERO, die sich Ende der 1950er-Jahre formierte und einen neuen Kunstbegriff definierte. Doch obwohl die progressive Kraft ihrer Arbeiten zu ihren Lebzeiten durchaus wahrgenommen wurde, schlug sich dies nicht in ihrer Ausstellungshistorie nieder, die sie weiterhin dem Klischee der »Kunsthandwerkerin« zuordnete. In der Gegenüberstellung zu ausgewählten Werken von Künstler:innen wie Hal Busse, Leo Erb, Oskar Holweck, Heinz Mack, Nanda Vigo und Günter Uecker zeigt das Kunsthaus Dahlem Sofie Dawos Werk in einem breiteren kunsthistorischen Kontext.
Veranstaltungsort: Kunsthaus Dahlem
Käuzchensteig 8–12
14195 Berlin
Öffnungszeiten: Mi – Mo 11:00–17:00 Uhr. Dienstag geschlossen
Email:
info@kunsthaus-dahlem.dewww.kunsthaus-dahlem.de15. März – 25. August 2024
Eröffnung: 14. März, 18-21 UhrNoa Eshkol. No Time to DanceDie israelische Tänzerin, Choreografin und Künstlerin Noa Eshkol setzte sich ihr Leben lang mit Bewegung und Komposition auseinander. Das Ergebnis war Tanz ohne Musik und textile Arrangements: Sie schuf minimalistische Choreografien, festgehalten in einer komplexen grafischen Bewegungsnotation und farbintensive Wandteppiche. Zu ihrem 100. Geburtstag widmet das Georg Kolbe Museum ihrem vielseitigen Werk eine umfassende Ausstellung.
Für Noa Eshkol (1924–2007) war der Tanz eine für sich stehende Kunstform. Er sollte ohne Bühnenbild, Kostüme oder Musik auskommen – die absolute Konzentration auf das Wesentliche war ihr Ziel. Mit einem tiefen Verständnis für Körper und Räumlichkeit entwickelte sie choreografische Werke, in denen Körperteile wie separate Instrumente behandelt wurden. Ihre Choreografien kodierte sie mit einem einzigartigen Notationssystem, das die umfassende Analyse und schriftliche Aufzeichnung von Bewegung des menschlichen Körpers, aber auch von Tier- oder Maschinenbewegungen möglich macht und das sie in den 1950er Jahren gemeinsam mit dem Architekten Abraham Wachmann entwickelte: die Eshkol-Wachmann Bewegungsnotation (EWMN).
Den Gegenpol zu Eshkols minimalistischen Choreografien, Bewegungsanalysen und grafischen Tanznotationen bilden in der Ausstellung ihre großformatigen und farbintensiven Wandteppiche. Mit Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges 1973 begann Eshkol abstrakte textile Kompositionen aus gesammelten und gespendeten Stoffresten zu kreieren. Aus dieser Zeit stammt auch das titelgebende Zitat: "No time to dance" von ihr: Mit Beginn des Krieges wurde ein Tänzer ihres Ensembles eingezogen und sie entschied, dass "dies keine Zeit zum Tanzen" sei. Eshkol verwendete die Stoffreste in ihrer ursprünglichen Form und arrangierte sie zu Textilkompositionen, die sie gemeinsam mit ihren Tänzer*innen zusammennähte.
Ein weiterer Teil der Ausstellung gehört Werken zeitgenössischer Künstler*innen, die von Eshkols Praxis inspiriert wurden.
Die von den KW Institute for Contemporary Art produzierte Neupublikation der ersten Eshkol-Wachmann Bewegungsnotation schlägt die Brücke zwischen den Performances Pause: The Noa Eshkol Chamber Dance Group, die im Sommer 2023 in den KW gezeigt wurden und der Ausstellung im Georg Kolbe Museum 2024. Das Buch wird am 17. März 2024 im Rahmen des Eröffnungswochenendes im Georg Kolbe Museum vorgestellt.
Anlässlich der Ausstellung eröffnet das Georg Kolbe Museum außerdem eine neue thematisch-ausgerichtete Sammlungspräsentation. Sie gibt einen Einblick zum Thema Tanz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Anknüpfungspunkte und Brüche. Sie zeigt Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien der Sammlung des Museums, sowie Georg Kolbes Verbindungen zu bekannten Tänzer*innen der Zeit wie etwa Gret Palucca, der Lehrerin der Tänzerin Tile Rössler, die nach ihrer Emigration nach Tel Aviv dort auch Noa Eshkol unterrichtete.
Veranstaltungsort: Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin
www.georg-kolbe-museum.de22. März 2024 bis 22. September 2024Naama TsabarNaama Tsabars Kunst überwindet die Grenzen von Skulptur, Musik, Performance und Architektur: Der Hamburger Bahnhof präsentiert die Installations- und Performancekünstlerin mit ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland.
Die Ausstellung umfasst drei Werkkomplexe mit partizipativen Wand- und Bodenarbeiten, die vom Publikum auch als Instrumente klanglich aktiviert werden können. Die für die Ausstellung konzipierte Musikperformance entsteht in Zusammenarbeit mit sich als Frau definierenden oder nicht genderkonformen Musiker*innen aus Berlin und New York. Mit der Verwendung von Filz und Klang bezieht Tsabar sich auf Joseph Beuys, dessen Werke parallel in der Kleihueshalle gezeigt werden. Die Ausstellung ist der Auftakt einer Reihe zeitgenössischer Präsentationen im Dialog mit der Sammlungspräsentation von Beuys Werken.
Naama Tsabar (geb. 1982, Israel, lebt und arbeitet in New York) erschließt in ihren interaktiven Werken versteckte Räume und Systeme, redefiniert geschlechtsspezifische Narrative und verschiebt das Seh-Erlebnis zu einem Moment aktiver Partizipation. Ihre Skulpturen und Installationen können vom Publikum oder in kollaborativ angelegten Performances als Instrumente bespielt werden. In dem transformatorischen Prozess zwischen Skulptur und Instrument, zwischen Form und Sound, wird das intime, sinnliche, körperliche Potential ihrer Arbeiten erfahrbar. Mit der Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen von weiblich oder non-binär definierten Performer*innen öffnet Tsabar neue Räume feministischer und queerer Geschichte.
Begleitend zur Ausstellung erscheint die vierte Ausgabe der Katalogreihe des Hamburger Bahnhofs, herausgegeben von Silvana Editoriale Milano.
Die Ausstellung wird kuratiert von Ingrid Buschmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart.
Veranstaltungsort: Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin
www.smb.museum/ausstellungen/detail/naama-tsabar22. März 2024 bis 02. Juni 2024Die neue Generation kubanischer Fotograf:innenDer Freundeskreis Willy-Brandt-Haus zeigt die Ausstellung der Michael Horbach Stiftung "Die neue Generation kubanischer Fotograf:innen" mit Fotografien von Daylene RodrÍguez Moreno, Leysis Quesada Vera, Manuel Almenares, Alfredo Sarabia Junior sowie Alfredo Sarabia Senior. In den Fotos dieser neuen Generation kubanischer Fotograf:innen geht es um das konkrete Leben im "hier und jetzt" und weniger vordergründig als in der Vergangenheit um das große nationale Kollektiv. Dabei wurden Themen wie die Klimakrise, Corona oder Familienstrukturen aufgegriffen und in beeindruckenden Serien festgehalten.
Veranstaltungsort: Willy-Brandt-Haus
Stresemannstr. 28
10963 Berlin
www.fkwbh.de12. April bis 26. Mai 2024. Vernissage: Donnerstag, 11. April 2024, 18:00 UhrAusstellung: Vergessen Sie uns nicht – Julie Wolfthorn zurück in BerlinZum 160. Geburts- und 80. Todesjahr der Berliner Malerin und Grafikerin Julie Wolfthorn (1864-1944) kehren viele Arbeiten in die Berliner Öffentlichkeit zurück. Bisher sind nur wenige Werke in Berlin dem Publikum zugänglich, so jeweils eines in der Nationalgalerie und eines in der Berlinischen Galerie. Der Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 zeigt nun eine Einzelausstellung der Künstlerin.
Julie Wolfthorn gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts neben Käthe Kollwitz und Dora Hitz zu den führenden Künstlerinnen Deutschlands. Besonders ihrer Porträts waren gesucht – die Liste der von ihr Portraitierten liest sich wie ein Who´s who der damaligen Gesellschaft; unter ihnen Ida und Richard Dehmel, der Maler Christian Rohlfs, die Verlegerin Marta Baedeker, die Schriftstellerin Hedwig Lachmann und ihren Mann, den Schriftsteller und Politiker Gustav Landauer. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die regelmäßig Aufträge des Jugendstil-Magazins Jugend erhielten. Wolfthorn war eine ausgezeichnete Netzwerkerin und in vielen Vereinigungen, u. a. war Sie ein aktives Mitglied im Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 und zusammen mit Käthe Kollwitz im Vorstand und der Jury der Secession; sie prägte so das reformerische Kulturleben der Hauptstadt Berlins mit.
Bis vor kurzem war Julie Wolfthorn nahezu vergessen. Als Mitglied der verlorenen Generation war sie doppelt benachteiligt – als Frau in der Kunstwelt und als Jüdin. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich Wolfthorns´ Leben radikal. 1942 mit beinahe 80 Jahren in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, überlebte sie dort noch zwei Jahre und arbeitete selbst dort heimlich weiter.
Einige Tage vor ihrer Deportation schrieb sie an den Freund Carl Eeg: »Heute sende ich Ihnen den letzten Gruß. Wir warten hier auf d. Abtransport nach Theresienst. u. sind beinah zufrieden, endlich d. Ungewissheit los zu sein. Vergessen Sie uns nicht.« (Postkarte vom 17.10.1942)
Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung: Donnerstag, 02. Mai 2024, 18:30
Julie Wolfthorn. Provenienz- und Familienforschung. Einblicke mit Peter Kühn, Wolfthorn-Sammler
Donnerstag, 15. Mai 2024, 18:30
Julie Wolfthorn. Leben und Werk. Vortrag von Dr. Heike Carstensen, Kunsthistorikerin und Wolfthorn-Expertin
Kuratiert von Dr. Heike Carstensen, Kunsthistorikerin und Wolfthorn-Expertin
Veranstaltungsort: Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V.
Eisenacher Str. 118, 10777 Berlin Schöneberg
DO – SA, 16:00 – 19:00
www.vdbk1867.de25. April – 6. Oktober 2024Alexandra Pirici – AttuneAlexandra Pirici verwandelt die Historische Halle in eine lebendige Landschaft, in der Performer*innen ebenso wie die Besucher*innen inmitten chemischer und physikalischer Reaktionen, Klänge und Bewegungen die Entstehung komplexer Strukturen nachspüren. Diese neue, raumgreifende Ausstellung umfasst neben aktiven skulpturalen Elementen auch Live-Performance mit Musikstücken, die von der Künstlerin choreografiert beziehungsweise komponiert wurde. Elemente des in Zusammenarbeit mit dem Designer Andrei Dinu gestalteten Environments machen physikalische, biochemische, mathematische und gesellschaftliche Prozesse der Selbstorganisation für Besucher*innen erfahrbar – als Anerkennung und Wertschätzung der fortwährenden Beziehung zwischen dem Belebten und dem Unbelebten sowohl als Metapher als auch als wissenschaftliche Tatsache. Die chemischen Reaktionen, Mineralbildungen und physikalischen Phänomene, die in der Ausstellung neben menschlichen Körpern auftreten, laden die Besucher*innen dazu ein, aktive, sich selbst strukturierende Materie zu erkunden und darüber nachzudenken, wie wir einander ähneln, uns wechselseitig beeinflussen und uns aufeinander einstellen.
Die Wurzeln der Künstlerin Alexandra Pirici (Jahrgang 1982) liegen in der Choreografie. Ihre Werke wurden sowohl bei der Biennale in Venedig – zuletzt 2022 bei der 59. Biennale im zentralen Pavillon und 2013 bei der 55. Biennale im rumänischen Pavillon – als auch 2018 im New Museum in New York, 2017 bei den Skulptur Projekten Münster, 2016 in der Tate Modern London und der Tate Liverpool, 2014 bei der Manifesta 10 St. Petersburg sowie im Centre Pompidou in Paris präsentiert.
Die Ausstellung bildet den Auftakt fortlaufender künstlerischer Auseinandersetzungen mit der besonderen Architektur der historischen Halle, die ab sofort jährlich vom Hamburger Bahnhof in Auftrag gegeben und präsentiert werden. Die Eröffnung findet im Rahmen des Gallery Weekend Berlin 2024 statt.
Die Ausstellung wird kuratiert von Catherine Nichols, wissenschaftliche Mitarbeiterin Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart. Begleitend zur Ausstellung erscheint die fünfte Ausgabe der Katalogreihe des Hamburger Bahnhofs, herausgegeben von Silvana Editoriale Milano.
Veranstaltungsort: Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Invalidenstraße 50/51, 10557 Berlin-Mitte
www.smb.museum/ausstellungen/detail/alexandra-piriciLaufzeit: 17. Mai bis 6. Oktober 2024Sex. Jüdische PositionenDie Ausstellung handelt von den unterschiedlichen Auffassungen von Sexualität im Judentum. Gängige Vorstellungen unterstellen Jüdinnen und Juden eine positive Einstellung zur Sexualität: Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit sind unerwünscht. Diese Vereinfachung fußt auf dem biblischen Gebot "Seid fruchtbar und mehret euch". Doch auch die gegenteilige Vorstellung scheint verbreitet: Den Umgang der Geschlechter in orthodoxen und ultra-orthodoxen Gruppierungen nimmt die Öffentlichkeit als streng reguliert wahr. Die Spannbreite dieser Positionen, die im Kanon der rabbinischen Literatur seit Jahrhunderten diskutiert werden, zeigt die Ausstellung mit moderner und zeitgenössischer Kunst, traditionellen Artefakten, mit Film und Social Media auf.
Nur selten spricht das Judentum mit einer Stimme und Sexualität bildet hier keine Ausnahme: Ob talmudische Gelehrte oder zeitgenössische Künstler*innen, ob mittelalterliche Philosophen oder moderne Sexualtherapeut*innen, ob mystische Denker*innen oder TikTok-Kommentator*innen – sie alle vertreten unterschiedliche Auffassungen von Sexualität und kommen in der Ausstellung zu Wort. Von der zentralen Bedeutung von Ehe und Zeugung, über Begehren, Tabus und Infragestellung sozialer Normen bis hin zur Erotik der Spiritualität präsentiert die Ausstellung das Spektrum jüdischer Haltungen und zeigt die Aktualität traditioneller Debatten in heutigen jüdischen Positionen zur Sexualität.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Joods Museum Amsterdam. Im Hirmer Verlag erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Ausgabe.
Veranstaltungsort: Jüdisches Museum Berlin, Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin, Altbau, 1. OG
Eintritt: 10 € / erm. 4 €
www.jmberlin.de/ausstellung-sex-juedische-positionen